Ideologie der Ungleichwertigkeit
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
In diesem Zusammenhang sprechen wir nicht nur von der Ideologie der Ungleichwertigkeit, sondern auch von der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit. Es wird nicht der einzelne Mensch mit seinen Stärken und Schwächen gesehen, sondern er wird anhand seiner angeblichen oder tatsächlichen Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe bewertet. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bedeutet, Menschen werden in Gruppen eingeteilt und bestimmte Gruppen werden abgewertet mit Zuschreibungen und Vorurteilen, wie »die sind faul, unehrlich, dreckig, die klauen«. Verallgemeinerungen, negative Zuschreibungen und Vorurteile führen zur Abwertung der einen und Aufwertung der eignen Gruppe.
So wird beispielsweise den Migrant*innen unterstellt, sie nehmen der deutschen Bevölkerung die Arbeit weg und die Langzeitarbeitslosen hätten keine Lust zu arbeiten.
Die auf diese Weise beurteilten Personengruppen besitzen nicht nur angeblich negative Merkmale, sie gehören nicht dazu und sind auch noch weniger wert als andere.
Dies widerspricht allerdings so ganz der Idee der Demokratie, in der alle Menschen gleichwertig sind und ihnen das gleiche Recht auf Teilhabe zur Verfügung stehen sollte, egal welcher Herkunft oder welchen Geschlechts sie sind, welche sexuelle Orientierung sie haben, woran sie glauben etc.
Erscheinungsformen der Diskriminierung
- soziale/wirtschaftliche/politische Benachteiligung
- Beleidigung/Verleumdung
- Mobbing
- Ausgrenzung
- Ungerechtigkeit/unfaire Behandlung
- Physische Gewalt
- Einschüchterung
Begriffe
Abwertung von Asylbewerber*innen
Mit »Abwertung von Asylbewerber*innen« ist eine vorurteilsbehaftete und feindselige Einstellung gegenüber asylsuchenden Menschen gemeint. Asylbewerber*innen kommen meist aus Ländern mit einer politischen und sozialen instabilen und unsicheren Situation. Aus diesem Grund suchen diese Menschen Asyl, d. h. einen sicheren Lebensort in politisch stabilen Staaten, wie Deutschland. Die Vorurteile gegenüber Asylbewerber*innen haben ihren Ursprung meist in fremdenfeindlichen und rassistischen Haltungen, können aber auch aus dem Unverständnis für die schwierige Situation von Asylbewerber*innen und den Leistungen, die sie vom Staat erhalten, entstehen.
Abwertung von Menschen mit Behinderung
Die Abwertung von Menschen mit Behinderung ist eine Diskriminierungsform, die sich gegen Menschen mit körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung richtet. Diese Beeinträchtigungen werden oftmals als Abweichung von der »Normalität« empfunden, weshalb es immer wieder zu Ausgrenzungen und Beleidigungen kommt. Es ist normal, verschieden zu sein. Es gibt keine Norm für das Menschsein. Unter der Abwertung von Behinderten versteht man jedoch nicht allein direkte feindselige Handlungen, sondern auch die Vorstellung, dass die Forderungen von beeinträchtigten Menschen und die Unterstützung für beeinträchtigte Menschen überzogen seien.
Abwertung von Langzeitarbeitslosen
Abwertung von Arbeitslosen bedeutet, Menschen aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung zu diskriminieren. Wie andere Diskriminierungsideologien beruht auch die Herabsetzung von Arbeitslosen auf Vorurteilen. Diese Vorurteile hängen jedoch nicht mit angeborenen oder physischen Eigenschaften zusammen, sondern beziehen sich auf die Arbeitslosigkeit und damit auf die soziale und wirtschaftliche Situation der betroffenen Personen.
Abwertung von Obdachlosen
Die Ursachen für die Abwertung von Obdachlosen liegen in den Normalitätsvorstellungen eines gewissen Lebensstils, der einen geregelten Tagesablauf und eine feste Unterkunft beinhaltet. Dieser Vorstellung entsprechen Obdachlose nicht und werden deshalb ignoriert oder mit Ablehnung und Verachtung gestraft. Zudem wird Obdachlosen oftmals Unverständnis für ihre Situation entgegengebracht und die Ursache für diese Lage in eigenem Verschulden der Betroffenen gesucht.
Antisemitismus
Der Antisemitismus ist eine feindselige Denkart, die sich gegen Jüd*innen, das Judentum und/oder den Staat Israel richtet. Jüd*innen werden dabei vor allem aufgrund ihrer Abstammung und ihrer Religion diskriminiert. Ungeachtet der Tatsache, dass Jüd*innen eigentlich Anhänger*innen des jüdischen Glaubens sind, wird der Begriff oftmals auch als ethnische oder »rassische« Bezeichnung verwendet. Die Diskriminierung von Jüd*innen geschieht dabei nicht allein aus religiösen, sondern auch aus politischen Gründen und kann als Weltanschauung und Denkmuster begreien. Viele Verschwörungserzählungen bedienen sich einer sog. Sündenbockfunktion, wenn sie Jüd*innen für bspw. komplexe Sachverhalte verantwortlich machen.
Den Begriff Antisemitismus gibt es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Judenhass und die Verfolgung von Jüd*innen hat vor allem in Europa jedoch eine viel längere Geschichte. Die Ideologie des Nationalsozialismus ist eng mit antisemitischem und rassistischem Gedankengut verbunden. In Deutschland kam es in der Zeit des Nationalsozialismus zur Verfolgung und zum Massenmord an Jüd*innen.
Antiziganismus
Der Antiziganismus ist eine Abwehrhaltung, die sich gegen Mitglieder der ethnischen Minderheiten der Sinti und Roma richtet. Sinti und Roma wurden aufgrund von vielen Vorurteilen verleumdet, verfolgt und ermordet. Umgangssprachlich werden Sinti und Roma noch mit dem Z-Wort bezeichnet. Dieser Begriff hängt aber eng mit den Vorurteilen und Anfeindungen, die den Sinti und Roma entgegen gebracht wurden, zusammen und sollte deshalb heute nicht verwendet werden.
Etabliertenvorrechte
Der Begriff Etabliertenvorrechte beschreibt eine geistige Einstellung, der zufolge angestammte und bereits integrierte Personen einen höheren gesellschaftlichen Status als neu hinzugekommene Personen besitzen. Die Etabliertenvorrechte richten sich also gegen all jene Menschen, die von der »Norm« der Etablierten abweichen. Aus diesem Grund kann man die Etabliertenvorrechte auch als Basis aller Diskriminierungsformen ansehen.
Fremdenfeindlichkeit
Fremdenfeindlichkeit ist eine geistige Haltung, die sich gegen alle als fremd empfundenen Lebenseinflüsse und Personen richtet. Dabei werden diese scheinbar fremdartigen Menschen und Lebensumstände aufgrund ihrer Andersartigkeit als bedrohlich empfunden. Als fremd gelten Menschen dann, wenn sie sich aufgrund ihrer Herkunft, Religion und/oder Hautfarbe von ihrer Umwelt unterschieden. Fremdenfeindliches Verhalten kann verschiedene Formen, wie Ausgrenzung, Vertreibung, Gewalt und sogar Vernichtung, annehmen.
Homophobie
Das Wort Homophobie hat seinen Ursprung in der griechischen Sprache und setzt sich aus den Worten homo (gleich) und phobos (Angst) zusammen und beschreibt eine ablehnende und feindselige Haltung gegenüber homosexuellen Menschen. Die Homophobie resultiert aus irrationalen Vorstellungen und Ängsten gegenüber Homosexuellen und ihrer Lebensweise. Eine Aversion gegenüber homosexuellen Menschen kann verschiedene Ausprägungen annehmen. Die Spanne reicht von der Entstehung und Äußerung von Vorurteilen bis hin zu antihomosexuellen Gewalttaten.
Islamfeindlichkeit
Die Islamfeindlichkeit richtet sich gegen Muslime, also Anhänger des islamischen Glaubens. Islamfeindliche Handlungen können unterschiedliche Ausprägungen, z. B. Verleumdung oder sogar körperliche Gewalt, annehmen. Die Diskriminierung der Muslime geschieht dabei nicht allein aus religiösen, sondern auch aus politischen Gründen. Islamfeindlichkeit kann aber ebenso eine Form von Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus darstellen.
Eine weitere antiislamistische Haltung, die Islamophobie, beschreibt die Angst vor dem islamischen Glauben und seinen Lehrsätzen. Beide Begriffe hängen eng miteinander zusammen.
Rassismus
Der Rassismus ist ein Konzept, welches auf der Annahme beruht, dass es verschiedene biologische »Rassen« gibt, die sich durch äußerliche Merkmale unterschieden. Diese Annahme hat in der Vergangenheit immer wieder zu der Überhöhung der einen, meist der eigenen »Rasse« und zu der Herabsetzung anderer »Rassen« geführt. Nahezu allen Formen des Rassismus ist jedoch gemein, dass biologische Unterschiede zwischen den »Rassen« und die Homogenität einzelner »Rassen« überschätzt werden. Gleichzeitig wird der Einfluss der (politischen, sozialen, ökonomischen) Umwelt (z. B. durch Eltern, Schule, Freundeskreis etc.) auf die Entwicklung des Menschen unterschätzt. Rassismus war die Grundlage jahrhundertelanger Ausbeutung, vor allem durch europäische Länder. Der Wohlstand und »Fortschritt« dieser Länder heute basiert zu großen Teilen auf der Ausbeutung anderer Länder während der Kolonialgeschicht und Sklaverei.
Sexismus
Der Sexismus ist eine Form der Diskriminierung, bei der Menschen aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt, unterdrückt und beleidigt werden. Sexistische Ansichten beruhen auf klar getrennten und definierten Geschlechterrollen und einer festgelegten Hierarchie der Geschlechter, bei der der Mann oft eine strukturell, hierarchisch übergeordnete Rolle und die Frau eine untergeordnete Rolle einnimmt (Patriarchat). Dabei kann es zur Unterdrückung, Benachteiligung, Beleidigung und zu Übergriffen gegenüber der untergeordneten Geschlechtergruppe kommen. Auch Männer können von Sexismus betroffen sein, wenn auf sie beispielsweise vorurteilbehaftete Geschlechterrollen projiziert werden.
Transphobie
Transphobie beschreibt die Angst und Ablehnung von trans*-Menschen, die zu Gewalt, Diskriminierung, Ausgrenzung führen kann. Wie Homophobie, beruht auch Transphobie auf einer systemisch abgesicherten, zwangsförmigen Zweigeschlechtlichkeit.
Altersdiskriminierung
Diskriminierungen aufgrund des Lebensalters sind weit verbreitet. Meist steht hinter den Benachteiligungen die Annahme, dass Menschen wegen ihres Lebensalters bestimmte Fähigkeiten entweder noch nicht oder nicht mehr besitzen. Diese Zuschreibungen aufgrund des Alters führen zu Einschränkungen von Teilhabe und selbstbestimmtem Leben. Jüngere können ebenso von Altersdiskriminierung betroffen sein wie Ältere.
Was kannst Du dagegen tun?
- Du kannst dich über die verschiedenen Diskriminierungsformen informieren, siehe Literaturhinweise.
- Respektiere andere Menschen, auch wenn sie anders sind als du. Behandle sie fair und mit Respekt!
- Du kannst im Gespräch mit anderen Menschen eure Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufspüren.
- Schau nicht weg, wenn andere menschenverachtend behandelt werden.
- Du kannst dir Mitstreiter*innen in deiner Schule suchen. Gemeinsam macht ihr euch auf den Weg zu einer Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Hier findest du weitere Informationen dazu
- Du kannst zusammen mit deinen Freunden/Klassenkameraden und deinen Lehrer*innen Projekte zu diesen Themen in deiner Schule organisieren. Hilfe und Unterstützung bekommst du von uns, der Landeskoordination Thüringen.
Weitere Informationen findest du hier
- Bundeszentrale für politische Bildung: Rassismus
- Bundeszentrale für politische Bildung: Varianten des Sexismus
- Bundeszentrale für politische Bildung: Fremdenfeindlichkeit
- Bundeszentrale für politische Bildung: Von der Ungleichwertigkeit zur…
- Informationsplattform humanrights.ch
- www.netz-gegen-nazis.de
- http://www.schule-ohne-rassismus.org/was-wir-tun/themenfelder/
- Erklärvideo: Was ist Diskriminierung?